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Projektwoche zum Thema Zwangsarbeit vom 27. - 30. Januar 2014

mit SchülerInnen der 10. Klasse der Clay-Oberschule Berlin-Neukölln

Nuhr, 16 Jahre: „Vorher habe ich mir nie Gedanken über Zwangsarbeit gemacht. Ich dachte, das ist ja schon vorbei. Jetzt finde ich es voll wichtig, dass wir mal darüber reden und es ist auch für die Zukunft ein wichtiger Aspekt.“

Das Thema Zwangsarbeit ist bisher kaum im Unterricht vertreten, daher sollten in der Projektwoche zunächst Grundkenntnisse vermittelt werden. Am ersten Projekttag in der Schule wiederholte der Lehrer Herr Suratny die NS-Geschichte und ging dabei vor allem auf die eroberten Gebiete, die wirtschaftliche Situation Deutschlands und die nationalsozialistische Rassenideologie als Grundlagen der Zwangsarbeit ein. Die Einführung in das Thema Zwangsarbeit erfolgte durch Frau Maaß anhand der Einleitungstexte für den Materialkoffer, um deren Tauglichkeit bei SchülerInnen zu testen. Außerdem erläuterte sie den Jugendlichen, was ein Materialkoffer ist und welche Aufgaben die jungen Kuratoren im Rahmen der Projektwoche übernehmen würden. Dann begaben sich die Jugendlichen zur Köpenicker Straße, um sich das Gelände und die Überreste des ehemaligen Zwangsarbeiterlagers der Arbeitsgemeinschaft Rudow anzusehen. Gemeinsam mit Frau Tell von der Unteren Denkmalschutzbehörde Neukölln erkundeten sie das Objekt und suchten nach Spuren der historischen Nutzung.

Der zweite Projekttag führte die SchülerInnen ins kirchliche Archivzentrum nach Kreuzberg, wo sie von Frau Lachenicht und Herr Pfarrer Grammel erwartet wurden. Hier lernten sie die Biografien jugendlicher Zwangsarbeiter kennen, die für die Kirche tätig waren. Dabei stand vor allem die Allgegenwart der Zwangsarbeiter im Stadtbild und die Mitwirkung aller deutschen Institutionen im Mittelpunkt der Betrachtung. Anhand des Berichtes von Wasyl Timofejewitsch Kudrenko konnten die SchülerInnen viel über den Alltag der Zwangsarbeiter erfahren. Besonders beeindruckend fanden die jungen Leute sein original Tagebuch, welches vom Landeskirchenarchiv verwahrt wird. Nach Suppe und Brot redeten sich die Teilnehmer über Möglichkeiten des Gedenkens die Köpfe heiß.

Abkühlung versprach dann der dritte Projekttag. Im Dokumentationszentrum NS-Zwangsarbeit in Schöneweide führten Sebastian Gehrhardt und Arne Pannen die SchülerInnen bei Eis und Schnee über das Gelände. So konnten sie Erfahrungen am authentischen Ort machen, um anschließend in Kleingruppen die Themen "Geschichte des Lagers", "Überlebensstrategie und Freiräume", "Arbeit" und "Luftangriffe/ Fluchten" zu bearbeiten und die Informationen in Beiträge für ihre Mitschüler aufzuarbeiten.

Comfort, 17 Jahre: „Im Zwangsarbeiterlager konnte man nachvollziehen, wie die Menschen damals gefühlt haben. Die Einschränkung der Menschen war eine    interessante Erfahrung. Die Vermittlung war so, dass wir alles verstanden haben.“

Im Museum Neukölln wurde tags darauf noch einmal das Lager Rudow thematisiert. Anhand eines Exponats im Museum gingen die Museumslehrerinnen Frau Hasslauer und Frau Mutert auf die Geschichte der Firma Eternit ein, die unweit des Lagers ihr Werk hatte und ebenfalls Zwangsarbeiter beschäftigte. Im Museum konnte dann auch der Unterschied zwischen Erinnerungsarbeit am authentischen Ort und im Museum aufgezeigt werden. Der Museumsleiter Herr Dr. Gösswald diskutierte mit den SchülerInnen über Möglichkeiten zu Gedenkformen am oder im Neubau der Schule.

Mit diesen Kenntnissen ausgestattet sollten die Jugendlichen nun als Experten die Exponate für den Materialkoffer bewerten. In einem Kuratorenspiel wählten sie ihre Lieblingsobjekte aus und gaben Empfehlungen, was sie sich für das Verständnis des Themas noch wünschen würden. Im Anschluss erprobten Sie die Arbeitsaufgabe Bau, eines von sechs Themen aus dem Materialkoffer.

Im Anschluss wurden die Plausibilität und Attraktivität der Aufgaben und Materialien sowie die Projektwoche selbst evaluiert. Die Ergebnisse werden von Frau Maaß und Frau Tell bei der Weiterentwicklung des Koffers berücksichtigt.

Daniel, 15 Jahre: „Sehr mitgenommen hat mich das Zwangsarbeiterlager, wo wir in die Baracke reingegangen sind, vor allem die Enge, dass die da wirklich 200 Leute untergebracht haben.“ „Das ist ein wichtiges Kapitel in der Geschichte und das sollte man auch in den Köpfen behalten. Ich könnte mir auch vorstellen, das wir mal Vorträge in der Schule dazu halten.“

Denk mal an Berlin e.V.
Verein zur Förderung der Denkmalpflege

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Kristin Lanzke-Tümler

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