Aus dem Dornröschenschlaf erwacht.
Stadtbaurat Ludwig Hoffmann, dem so viele qualitätvolle Bauten in Berlin zu verdanken sind, plante auch den Märchenbrunnen im Friedrichshain, der 1913 seine Wasserschleusen öffnete. Eine große, imponierende Skulpturenlandschaft entstand in Kooperation mit den süddeutschen Künstlern Ignatius Taschner, Georg Wrba und Josef Rauch.
Man betrat den westlichen Haupteingang zur Parkanlage durch das Königstor, kam zu einem mit Blumenbeeten gesäumten Vorplatz, der sich zu einem schmalen Weg verengend, schließlich den Blick auf den Kaskadenbrunnen mit seinen vier geschweiften Becken freigab. Umschlossen werden sie noch heute von einer Kolonnade mit Pilastern und Tierfiguren. Hinter ihr lag der Delfinbrunnen mit weiteren Skulpturengruppen, von hier aus setzte sich der Weg mit einem ovalen Platz zum rückwärtigen Tor im Osten fort.
Im Zweiten Weltkrieg wurde die Anlage erheblich zerstört, 1950/51 in einfacherer Form wiederaufgebaut und 1959 als Gartendenkmal gesichert. In den 1970er Jahren gab es weitere Veränderungen am Eingangsportal, den Wegen und den Gartenanlagen.
2005 ließ das Landesdenkmalamt durch das Büro Hortec ein Gutachten zur Wiederherstellung des wegen der Wasserkaskaden und Märchenfiguren beliebten, aber durch Verwitterung, Graffiti und Verwahrlosung heruntergekommenen Denkmals erstellen. Danach wurden die 10 Märchenfiguren von 1951 nach den Bronzeabgüssen im Ignaz-Taschner-Gymnasium in Dachau und historischen Abbildungen in Stein kopiert. Zerstörte Ornamentik und einzelne Tierskulpturen wurden restauriert, Graffiti entfernt und die Gartenanlagen neu gestaltet. Ein Zaun schützt nächtens die Anlage mit ihren 106 dekorativen Steinelementen vor erneutem Vandalismus.
Der Verein Denk mal an Berlin ergriff die Initiative, um die Finanzierung der Sanierungsarbeiten sicherzustellen. Es gelang, Mittel der Europäischen Union, des Bundes und des Landes Berlin zusammenzubringen und durch Privatspenden zu ergänzen. Dafür organisierte der Verein 2005 zusammen mit radio eins eine "Schöne Woche" am Brunnen, in der Katharina Thalbach Märchen vorlas und Sachspenden von Dussmann, der Wall AG, der Gipsformerei der Staatlichen Museen zu Berlin und anderen Unterstützern verkauft wurden.
Nach Sicherung der Finanzierung übernahm der Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg die Durchführung der zweijährigen Sanierungsarbeiten. 2007 konnte der Märchenbrunnen wieder für das Publikum eröffnet werden.
Gesamtkosten: rund 1,77 Mio. €