Im historischen Zentrum Berlins, dem seit dem Mittelalter urbanen Klosterviertel, wurde 1703 die Parochialkirche (‚Parochie’ heißt ‚Pfarrbezirk der Kirchengemeinde’) als Stadtkirche für die reformierte Gemeinde eingeweiht. Die Parochialkirche gilt als erster barocker Kirchenbau von Rang in Berlin, dessen Eingangsfassade „den gleichzeitigen Bauten des Hofes in keiner Weise nachstand und zum besten der Berliner Barockarchitektur um 1700 gehört“ (Prof. Badstübner-Gröger). Der Entwurf stammte von dem neben Schlüter bedeutendsten Berliner Baumeister der Zeit, Johann Arnold Nering, und wurde von dessen Schüler Martin Grünberg vollendet.
Zu ihrer das Stadtbild prägenden Wirkung trug bis 1944 die markante obeliskartige Turmspitze bei (1713/14 von Philipp Gerlach, nach Zeichnungen Jean de Bodts), die das berühmte, von König Friedrich-Wilhelm I. gestiftete Glockenspiel mit 37 Glocken beherbergte. Ein Luftangriff machte die Kirche 1944 zur Ruine, die Turmspitze wurde vollständig zerstört. In den 1990er Jahren wurde das barocke Äußere des Kirchenbaus durch den Architekten Jochen Langeheinecke wieder hergestellt. Die Kirche musste ihren Turm jedoch weiterhin entbehren.
Der Verein Denk mal an Berlin e.V. hatte es sich zur Aufgabe gemacht, die Kirchturmspitze in ihrer historischen Gestalt als eines der bedeutendsten Beispiele der Berliner Barockkunst vollständig, einschließlich des Glocken- und Uhrengeschosses mit dem Glockenspiel und der Turmuhr, wiederaufzubauen.
Die finanzielle Voraussetzung für das Bauvorhaben wurde dank großzügiger Zuwendungen seitens der Stiftung Deutsche Klassenlotterie Berlin, von Hans Wall und vielen weiteren Freunden der Parochialkirche geschaffen.
Im April 2014 übertrug die Ev. Kirchengemeinde St. Petri-St. Marien dem Verein Denk mal an Berlin e. V. die Bauherrschaft und gestattete ihm am 4. Dezember 2014 mit dem Bau zu beginnen, so dass zum Jahresbeginn 2015 einer der wichtigsten Wiederaufbauprojekte der Stadt in die Realisierungsphase trat.
Am 1. Juli 2016 konnte das Richtfest für den wieder aufgebauten Turm gefeiert werden. Am 23. Oktober 2016 wurde das Glockenspiel mit einem Open-Air-Konzert eingeweiht. 2017 endlich war der Turm fertig.
Gesamtkosten: 3,5 Mio €
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