Aktuelles zur Zufluchtskirche:
Wie im letzten Newsletter bereits vorgestellt, kann die Zufluchtskirche im Falkenhagener Feld nicht mehr gerettet werden. Der Abriss ist beschlossene Sache, wenngleich sich der Bezirk hierüber bedeckt hält.
In dem Antwortschreiben auf das Protestschreiben zahlreicher unserer Mitglieder, das uns im Februar erreichte, wies uns der Baustadtrat Thorsten Schatz auf einen „Runden Tisch für die Zukunft der Zufluchtskirche“ hin, der für Anfang März geplant war.
„Ich nehme Ihre Sorgen sehr ernst und habe daher Ihr Anliegen zum Anlass genommen, die Bezirksbürgermeisterin, alle Bezirksstadträte und die Evangelische Kirche Anfang März zu einem Runden Tisch einzuladen. Hier werden wir dann noch einmal miteinander über die Zukunft der Zufluchtskirche reden.“ (aus dem Brief von Thorsten Schatz, Februar 2023)
Ob und wann dieses Treffen stattgefunden hat, ist bisher nicht offiziell bekannt. Bisher gibt es keine Pressemitteilung und keine weitere Stellungnahme zu dem Umgang mit der Zufluchtskirche. Eine offizielle Anfrage an Herrn Schatz ist verschickt.
Allerdings gibt es keine Hoffnung mehr, wie durchgesickert ist. Zudem riegelt ein Bauzaun das Gelände der Kirche ab und mit der Demontage der Fenster wurde auch bereits begonnen.
Umbaukultur: eine Zukunft für Bodo Fleischers Zufluchtskirche, Marion Hilliges, in: kunsttexte.de, Nr. 1/2023, Sektion: Architektur Stadt Raum
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Bitte helft mit, den Abriss zu stoppen und gebt eurem Protest Ausdruck mit einer Email an:
baustadtrat@ba-spandau.berlin.de
Betreff: Stoppt den Abriss der Zufluchtskirche
Sehr geehrter Herr Schatz,
stoppen Sie den Abriss der Zufluchtskirche im Falkenhagener Feld! Zerstören Sie kein baukulturelles Erbe! Der Abriss wäre verheerend, spiegelt Bodo Fleischers Werk doch den Geist einer freien demokratischen Architektur der West-Berliner Nachkriegsmoderne wider. Wir fordern den Erhalt und die Sanierung der Zufluchtskirche.
Mit freundlichen Grüßen
Zufluchtskirche in Spandau: Baukulturelles Erbe Berlins
Die von dem Berliner Architekten Bodo Fleischer errichtete Zufluchtskirche im Falkenhagener Feld in Spandau soll abgerissen werden. Der Architekt, der vis a vis der Kirche auf dem Friedhof in den Kisseln begraben liegt, würde sich wohl genau wie wir fragen, warum ausgerechnet diese Kirche der vier von ihm in Berlin verwirklichten Kirchen abgerissen werden soll. Trotz ihrer architektonischen Qualitäten – hier ist das Sharounsche Ideal einer Stadtlandschaft in einem filigranen Kirchenbau mit verwinkeltem Gemeindezentrum verwirklicht – hat sie es nicht auf die Berliner Denkmalliste geschafft. Dies ist erstaunlich, spiegelt doch Fleischers Werk den Geist einer freien demokratischen Architektur der West-Berliner Nachkriegsmoderne wider.
1965-1967 gab Fleischer hier den Flüchtlingen aus den deutschen Ostgebieten des ehemaligen Flüchtlingslagers im Falkenhagener Feld einen neuen Kirchenbau. Auf dem Gelände einer Polizeikaserne errichtete er auf sechseckigem Grundriss einen von einem Zeltdach überfangenen Saal aus Stahlbeton. Dreieckige Fensterbänder gewähren einen Blick ins Freie und sind Teil der raffinierten Lichtregie Fleischers. Den für die Nachkriegsmoderne typischen schalungsrohen Sichtbeton kontrastiert er mit glattem Holz und einer roten Polsterbestuhlung.
Wie ein Signalzeichen ragt der hohe schiefwinklige Campanile vor der reizvoll zerklüfteten Dachlandschaft von Kirche und Gemeindehaus auf. Er markiert zugleich den Anfang einer Promenade, die durchs Gemeindezentrum, vorbei an einem lichten Innenhof führt und als Geländequerung mit Aufenthaltsqualität konzipiert ist.
Dieses Beispiel West-Berliner Architektur sollte nicht abgerissen, sondern erhalten und saniert werden, damit die Qualität der Architektur wieder für jeden sichtbar wird.
Bereits 2017 beschloss die evangelische Kirche eine neue Nutzung für den Komplex und schrieb einen Wettbewerb zur Umgestaltung aus. Ob der Siegerentwurf von FF-Architekten (Katharina Feldhusen und Ralf Fleckenstein) dem Kirchenraum mit seinen hohen Einbauten genüge getan hätte, sei dahingestellt. Denn es kam bekanntlich anders als geplant. Die nur 400 m entfernte Jeremia-Kirche desselben Architekten, die der nun zusammengelegten Jeremia- und Zufluchts-Gemeinde als Gotteshaus dienen soll, ist bei der Sanierung 2020 abgebrannt. Die dadurch vervielfachten Ausgaben für die Sanierung zwangen die Gemeinde zum Verkauf der Zufluchtskirche an den Bezirk. Nach Entwidmung der Kirche am 22. Juni 2022 und dem Auszug der Kita aus dem Gemeindezentrum ist der Abriss des Baus für den Jahreswechsel 2022/2023 beschlossen. Wie ein Neubau dann aussehen kann, soll ein Wettbewerb entscheiden, der erst nach dem Abriss ausgelobt wird. Ein erstaunlicher Umgang mit erhaltenswerter Bausubstanz. Insbesondere in einer Zeit in der auch aus ökologischen Gründen ein Umdenken notwendig ist. Abriss und Neubau ist keine nachhaltige Lösung. „Denn alte Gebäude neu zu nutzen stärkt die Gemeinschaft und schont die Umwelt“, wie Till Briegleb erst kürzlich in seinem Artikel im Magazin Brand eins (12/2022, S. 102) ausführt.
Im Falle der Zufluchtskirche sponsert der Bund sogar das Vorgehen. Denn Fördermittel für Abriss und Neubau gibt es ausgerechnet aus dem frisch aufgelegten Programm „Nachhaltige Erneuerung“, das eigentlich „ökologische Aspekte wie zum Beispiel die Klimafolgenanpassung noch stärker berücksichtigen“ will als frühere Städtebauförderungen. (Hans Wolfgang Hoffmann 24.06.2022)
Wir meinen: Der Erhalt historischer Bausubstanz ist Klimaschutz
In der Presse
Zufluchtskirche- Spandau, halte inne! Tagesspiegel, 13.02.2023
Abriss der Spandauer Zufluchtskirche: Zerstörung von West-Berliner Architekturgeschichte, im Tagesspiegel, 09.01.2023
Ein Haus wird geschlachtet: Staatsvandalismus in Berlin-Spandau, in der Berliner Zeitung 24.06.2022
Bezirksamt Spandau, Pressemitteilung zu Abriss und Neubau, 26.04.2022
KulturerbeNetz.berlin, Rote Liste, Zufluchtskirche