Rundgang in Neubabelsberg
Die Villen- und Landhauskolonie Neubabelsberg
Ein Rundgang mit Denkmalpfleger und Autor Dipl. Ing. Architekt Jörg Limberg
Jörg Limberg, der 31 Jahre lang als Denkmalpfleger den Bereich Potsdam betreute, ist ein ausgezeichneter Kenner der Stadt und seiner ab 1871 geplanten Villen- und Landhauskolonie. Er hat inzwischen mehrere Bücher und Aufsätze über seine Forschungen veröffentlicht, zuletzt 2022 den Band Neubabelsberg. Geschichte und Architektur einer Potsdamer Villenkolonie. Dieser Band war innerhalb kürzester Zeit vergriffen, weswegen er an einer zweiten Auflage arbeitet. Wer sich dafür interessiert - das Buch ist ein Standardwerk! - möge sich gern bei uns melden. Wir geben das Interesse gern weiter an Herrn Limberg. Der fulminante Band kostet 78,00 €.
Jörg Limberg hat bereits in einem Vortrag bei Denk mal an Berlin e.V. neugierig darauf gemacht, wie die Villen und Landhäuser in Neubabelsberg heute aussehen. Seine Kenntnisse über diesen von so vielen Berlinern erbauten Ort fussen auf einer umfassenden Forschung, die sich mit historischen Plänen, Ansichten, Fotos, Bauakten, Artikeln in historischen Bauzeitungen beschäftigten und auch auf manchen Gesprächen mit von ihm aufgespürten Altbesitzerinnen und -besitzern beruhen.
Die ab 1871 geplante, von einem Architekten-Konsortium vorbereitete Kolonie war für das Berliner Grossbürgertum eine reizvolle Gelegenheit, sich nahe der Großstadt in einer abwechslungsreichen Landschaft zwischen Babelsberger Park und Griebnitzsee anzusiedeln. Die Auftraggeber wie ihre Architekten waren prominente Mitglieder der Berliner Gesellschaft wie Prof. Friedrich Sarre, der Direktor der Islamischen Abteilung am Berliner Museum. Er liess wohl in seiner Villa auch Ersatzziegel verbauen, die in der kaiserlichen Keramik-Manufaktur Cadinen für die Prozessionsstrasse von Babylon im Pergamon-Museum hergestellt wurden. Es gab aber auch Bauherrinnen wie Maria Elisabeth (Elise) Wentzel, die Frau des am engsten mit Stüler zusammenarbeitenden Architekten Hermann Wentzel, der viele der Ideen Stülers auf das Zeichenblatt brachte ("Stülers Bleistift") und nach dessen Ideen er auch die Kirche St. Matthäus auf dem Kulturforum ausführte. Prof. Sarre war ihr Neffe. Elise Wentzel kaufte gleich mehrere Grundstücke in Babelsberg, die sie bebauen liess. Sie stiftete der Königlichen Akademie der Wissenschaften für Forschungszwecke aus dem Erbe, das sie von ihrem Vater erhielt, einen Millionenbetrag. Auf Betreiben Mommsens wurde sie zum Ehrenmitglied ernannt.
Wer uns zu unserer Überraschung auch begegnete, war der Theaterkritiker und -besitzer Oskar Blumenthal, der in der Kaiserallee, heute Bundesallee seine Stadtwohnung hatte, aber offenbar auch die Sommerfrische in Neubabelsberg geniessen wollte. Oskar Blumenthals Grab hatten wir 2021/22 auf dem Jüdischen Friedhof in Weissensee saniert.
Diese drei Personen zeigen nur schlaglichtartig die vielfältigen Verbindungen in die Berliner Gesellschaft, die die Geschichte der rund 70 denkmalgeschützten Bauten in Neubabelsberg ausmachen. Herr Limberg hat die Vernetzung dieser für die industrielle und kulturelle Entwicklung Berlins so wichtigen Familien untereinander aber auch mit dem Ort Neubabelsberg gründlich erforscht. Ebenso weiss er, welches prominente Architekturbüro wo gebaut hat, welche Parks von wem angelegt wurden, wie die Nationalsozialisten das blühende kulturelle Leben auch hier zerschlagen und ganze Familien ins Exil getrieben oder ermordet haben und welche Nachnutzung die Gebäude erfuhren. De Crème de la Crème der Baugeschichte ist hier zu finden - Mies van der Rohe (mit seinem erstern Bau!), Alfred Grenander, Bruno Möhring, Peter Behrens, Hermann Muthesius, Walter Gropius, Adolf Meyer, Le Corbusier, Heinrich Joseph Kayser, Karl von Großheim bauten auf den von Hermann Encke und Wilhelm Böckmann entwickelten Parzellen im jeweiligen Stil der Zeit und nach den Wünschen der Bauherren und -herrinnen.
Die Führung mit Jörg Limberg wird keine Frage unbeantwortet lassen....
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Zum Rundgang in Neubabelsberg laden wir zusammen mit Jörg Limberg ein:
Zeit: Freitag, 11. Juli 2025, 15 Uhr
Treffpunkt: S-Bahnhof Griebnitzsee
Kosten: 15 €.
Bitte anmelden unter: mail@denk-mal-an-berlin.de oder Tel.: 030/45 08 77 17.
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Foto links: Udo Unkelbach, Villa Wentzel-Heckmann, 1901 von Kayser und v. Großheim, Virchowstr. 25
Foto rechts: Karstenknuth, Villa von Carl-Dietrich Müller-Grote (Truman-Villa), 1891/92 von Kayser und v. Großheim, Karl-Marx-Str. 2
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