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Nachrichten & Rückblicke

Datum: 06.10.2022 14:00 - 17:30 Termin exportieren
Denk mal an Berlin
/ Kategorien: Rückblick

Neue Sachlichkeit in Kaulsdorf

Am 6.10. zeigte uns unser langjähriges Mitglied Dr. Dr. Ute Linz ihr denkmalgeschütztes Haus in Kaulsdorf. Zuvor führte uns das Gemeindemitglied Rainer Polakowski durch die Backsteinkirche St. Martin, die 1931 von den Architekten Josef Bachem und Heinrich Horvatin errichtet wurde und zu den wenigen Beispielen der Neuen Sachlichkeit in Kaulsdorf gehört. Von zylindrischen Kapellen flankiert erhebt sich der hohe Turmgiebel der Kirche über dem Eingangsportal. Die durch verschiedenfarbig gebrannte Klinker strukturierte Fassade wird von runden Fenstern durchbrochen. Die Klinker sind bereits damals recycelt worden, denn sie stammen von abgebrochenen Bauten am Alexanderplatz. Ein hohes lanzettartiges Fenster teilt die Fassade der Kirche achsensymmetrisch, wie wir erfuhren, ein Verweis auf den Mantel des Heiligen Martin, den dieser zerteilte und die Hälfte dem armen Bettler gegen die Kälte gab. Auch im Inneren konnten wir spannendes entdecken. So ist auf dem Altar ein Tabernakel aus der italienischen Frührenaissance eingemauert. Ein wunderschönes Stück wohl von Domenico Rosselli, der in Florenz bei Antonio Ressellino gelernt hat, aber überwiegend in den Marken und der Romagna tätig war. Das Stück ist nach dem Krieg wohl über Russland in die DDR und schließlich in die Kirche St. Martin gekommen.

Nach der Besichtigung der Kirche führte uns Frau Dr. Dr. Linz durch ihr Haus, das sie und ihr Mann als denkmalgeschütztes aber einsturzgefährdetes Wohnhaus übernahmen. Hätten sie vorher gewusst, wieviel Arbeit die Sanierung bedeutete, hätten sie das Haus wohl nicht erworben. Das von außen trutzig wie eine Burg wirkende Zweifamilienhaus entwarf Edmund Dittmar, Architekt und Sohn des Besitzers als sein Erstlingswerk. 1932 war das streng kubische, durch horizontale Fensterbänder gegliederte Haus im Stile der Neuen Sachlichkeit fertiggestellt. Der Architekt wählte zudem expressionistische Schmuckelemente und eine vielfarbige Fehlbrand-Klinkerfassade, die dem Bau die Strenge nimmt. Bei Getränken und Brezeln erzählte Frau Dr. Dr. Linz uns detail- und anekdotenreich die Restaurierungsgeschichte ihres Hauses. Zeit, Geld und Nerven, die das Ehepaar in all den Jahren ließen, haben sich aber gelohnt, denn heute ist das Haus wieder ein wohnliches Zuhause und für ihre Bemühungen wurden sie schließlich 2016 mit der Berliner Ferdinand-von-Quast-Medaille für Denkmalpflege ausgezeichnet.

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