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Nachrichten & Rückblicke

Datum: 13.07.2024 Termin exportieren
Denk mal an Berlin
/ Kategorien: Rückblick

Tagesexkursion zu den schönsten Gärten Berlins und Potsdams, mit Dr. Klaus-Henning von Krosigk

Auf unserem Weg statteten wir dem Kleistgrab am kleinen Wannsee, der Liebermann-Villa mit Garten und dem Schlosspark des Jagdschlosses in Klein-Glienicke einen Besuch ab und endeten unseren Ausflug im Karl-Foerster Garten. Die vor Ort wirkenden Fachspezialisten ermöglichten uns einen Einblick in die aufwändig sanierten Gärten und Häuser. Die Leitung übernahm der Altmeister der Gartendenkmalpflege Herr Dr. Klaus-Henning von Krosigk, welcher uns mit seinem Fachwissen begeisterte.

Zu Beginn steuerten wir das Kleistgrab am Wannsee an. Ein bisschen versteckt zwischen der Bismarckstraße und dem kleinen Wannsee liegen Heinrich von Kleist (1777 – 1811) und seine Freundin Henriette Vogel (1780 –1811) begraben. Heinrich von Kleist war ein Berliner Dichter und Schriftsteller, welcher in seinen Werken zum großen Teil gesellschaftliche und moralische Konflikte, wie Verbrechen und Katastrophen behandelte. Zu Lebzeiten wurde der Künstler kaum anerkannt, was dazu führte, dass er fast mittellos lebte. Am 21. November des Jahres 1811 entschlossen sich Kleist und die an Gebärmutterhalskrebs erkrankte Henriette Vogel im Park am Kleinen Wannsee gemeinsam den Freitod zu wählen. Heinrich von Kleist erschoss zuerst Henriette und schließlich sich selbst. Da Begräbnisse von Selbstmördern auf Friedhöfen untersagt waren, fanden Heinrich und Henriette im Park am kleinen Wannsee ihre letzte Ruhrstätte. Nur Heinrich erhielt jedoch einen Grabstein.        

Im Jahr 1941 entschloss sich die NS-Regierung den Grabstein zu verändern. Die damalig eingravierten Verse des jüdischen Dichters Max Ring „Er lebte, sang und litt / In trüber, schwerer Zeit, / Er suchte hier den Tod / Und fand Unsterblichkeit" wurden ersetzt durch das Zitat „Nun, o Unsterblichkeit, bist du ganz mein" aus Kleists Schauspiel „Prinz Friedrich von Homburg“. 2003 erhielt Henriette Vogel ebenfalls einen Grabstein. Eine Neugestaltung der Grabstelle fand im Jahr 2011 statt. Beide Seiten des Grabsteins erhielten eine Inschrift. Die Rückseite behielt das Zitat aus Kleists Schauspiel, sowie die Daten Heinrich von Kleists. Die Vorderseite wurde mit dem Vers von Max Ring versehen und erhielt zusätzlich die Daten der beiden Verstorbenen. Um das Grab wurden neue Wege gelegt, sodass es sich von allen Seiten betrachten lässt.

Unsere nächste Anlaufstelle stellte die Liebermann-Villa samt Garten am Wannsee dar. Der Gärtner Sven Lieberenz führte uns durch den prächtigen Garten und versorgte uns mit interessanten Informationen. Das Grundstück war das Sommerdomizil der Familie Liebermann. Im Jahr 1909 erwarb es der Künstler Max Liebermann (1847 - 1935). Der Maler und Grafiker war einer der bedeutendsten Künstler des deutschen Impressionismus. Zusammen mit seiner Frau Martha (1857-1943), seiner Tochter Käthe Liebermann, spätere Riezler (1885-1952) und deren Hunden lebte er in dem zweigeschossigen Haus. Der Architekt Paul Otto A. Baumgarten wurde mit dem Bau beauftragt. Er erschuf symmetrische Fassaden mit ionischen Säulen.  Auf dem länglichen Gartengrundstück wurde das Haus mittig gestellt und teilt den Garten in zwei Einheiten. Die Gestaltung des Gartens fiel Albert Brodersen, unter der Beratung von Alfred Lichtwark zu. Zur Straße hin wurde ein Stauden- und Nutzgarten mit Gartenhaus angelegt. Wir erlebten den Garten in voller Blüte und haben uns an den zahlreichen und bunten Blumen, als auch an den gedeihenden Gemüse- und Obstpflanzen erfreut. Den See kann man hervorragend von der am Haus liegenden Terrasse betrachten. Dort haben wir eine Kleinigkeit gegessen und den Ausblick genossen. Zudem überblickt man die weitläufige Rasenfläche mit dem zufällig gewachsenen Birkenwald und die drei Heckengärten. Bei der Gestaltung des Gartens waren Liebermann verschiedene Faktoren wichtig. Er wollte am Ende des Nutzgartens den See sehen können. Somit führt eine Sichtachse von den Fenstern des Hauses durch den Garten zum See. Zudem sind alle Formen im Garten rechteckig. Oft hat er ihn zum Motiv seiner Gemälde gewählt. Nachdem das Haus im Krieg als Lazarett und Krankenhaus Nutzung fand, ging es 1958 in den Besitz der Stadt Berlin über. Getragen vom Max-Liebermann-Gesellschaft Berlin e.V. befindet sich auf dem Grundstück seit 2006 das Museum Liebermann-Villa am Wannsee.

Anschließend stand ein kurzer Gang durch den Lenné-Park des Jagdschlosses von Klein-Glienicke an. Das Jagdschloss, an den der Park angrenzt, befand sich im Besitz des Prinzen Karl und wurde im Stil des französischen Barock errichtet. Der Park ähnelt einem englischen Landschaftspark und wurde von dem Gartenarchitekten Peter Joseph Lené entworfen. Viele Wege führen entlang des Parks bis zum Ufer der Havel und ermöglichen einen tollen Blick aufs Wasser. In den 1980er Jahren fand eine umfangreiche und denkmalpflegerische Grundinstandsetzung des Parks statt. Der Parksee wurde wieder zum Leben erweckt, verschiedene wertvolle Baumgruppe wurden freigestellt und die Parkwege wurden rekonstruiert.

Zum Abschluss besuchten wir den Karl-Foerster Garten. Dort wurden wir empfangen von Felix Merk, dem Kurator des Karl-Foerster-Hauses und seiner Kollegin. Sie führten uns durchs Haus und den Garten des Gärtners und Staudenzüchters Karl Foerster (1874-1970). 1910 erwarb dieser das Grundstück in Potsdam Bornim. Auf dem ehemaligen Acker entstand sein Wohnhaus mit seinem Schau- und Versuchsgarten. Im Verlauf seines Lebens züchtete er um die 370 verschiedene Pflanzenarten und erhielt die Ehrendoktorwürde der Humboldt-Universität. Der Garten unterteilt sich in sechs unterschiedliche Bereiche. Es gibt einen Frühlingsweg, einen Naturgarten, einen Steingarten, ein Herbstbeet, einen Versuchsgarten und den weltweit bekannten Senkgarten. In letzterem sammeln sich alle erdenklichen Pflanzenarten um einen kleinen Gartenteich. Hinter dem Senkgarten erhebt sich das an den englischen Landhausstil angelehnte Privathaus des Gärtners. Es hat viele Vor- und Rücksprünge und unterschiedliche Dachpartien und ordnet sich somit gut in das Gesamtbild ein.                                                            1927 heiratete der 53-jährige die damals 25-jährige Musikerin Eva Hildebrandt. Vier Jahre später kam die gemeinsame Tochter Marianne Foerster zur Welt. Seit den 1960er Jahren erhielt die Familie Unterstützung der Stadt Potsdam bei der Pflege des Gartens. Seit dem Jahr 2001 erhielten sie zusätzliche Hilfen der Deutschen Stiftung Denkmalschutz und der durch den Kaufmann Wolfgang Behr entstandenen „Willy-Behr-Stiftung“. Der Kaufmann agierte zusätzlich als Berater und Vertrauensperson der Tochter Marianne. Später wurde die Stiftung in „Marianne-Foerster-Stiftung“ umbenannt. Nach ihrem Tod erbten die Deutsche Stiftung Denkmalschutz und die „Marianne-Foerster-Stiftung“ das Haus samt Garten. Bis zum 150. Geburtstag Karl Foersters in diesem Jahr 2024 wurden viele Restaurierungen beendet.

Wir danken allen - Gastgebern und engagierten Führern - für die überaus freundliche Aufnahme und bewundern ihr unermüdliches, zeit- und kostenaufwendiges Engagement, fast verlorene Bauwerke und Parks wieder instand zu setzen und so beeindruckende Zeugnisse der Geschichte wieder erlebbar zu machen.

Helene Brama

 

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