Debatte: Baukulturelles Erbe in Zeiten des Klimawandels
Am 29. September 2022 diskutierten ab 18.30 Uhr die Senatsbaudirektorin Petra Kahlfeldt, die Referentin des Landesdenkmalamtes Katja Kampmann (Schwerpunkt Klimawandel, Ressourcenökonomie und energetische Sanierung) sowie Ulf Heitmann (Vorstandsvorsitzende „Bremer Höhe“ eG), Janes von Meors (Klimaschutzmanager der EKBO) und Michael Viernickel (eZeit Ingenieure GmbH) über das baukulturelle Erbe Berlins in Zeiten des Klimawandels. Zur Veranstaltung begrüßten Dr. Elisabeth Ziemer (Vorsitzende von Denk mal an Berlin e.V.) und Doris Fortwengel (Xberg-klimaneutral e. V.).
Auch für denkmalgeschützte Gebäude bedeutet der Klimawandel, den Energieverbrauch für Heizung und Warmwasser drastisch zu senken sowie alle Möglichkeiten zur regenerativen Gewinnung von Energie mitzudenken – doch ohne die historische Bausubstanz zu beeinträchtigen oder gar zu zerstören. Vier Beispiele aus Berlin, die bereits seit Jahrzehnten erprobt sind, waren in vier Kurzvorträgen der Diskussion vorangestellt. Es wurde somit aus ganz unterschiedlichen Perspektiven das Problem der energetischen Sanierung von Denkmalen beleuchtet. Der Vortrag zur Reichsforschungssiedlung Haselhorst (1929-..) von Dr. Dieter Nellesen vorbereitet, wurde von Marion Hilliges und Helmuth Kolbach in Stichpunkten vorgetragen, da Herr Nellessen coronabedingt nicht teilnehmen konnte. Die Siedlung gehört zu den ersten Großsiedlungen in Berlin, die 2001 durch energetische Sanierung den modernen Wohnstandards angepasst wurden. Einige der Maßnahmen, wie die Stabilisierung der historischen Balkone durch sichtbare Doppel-T-Träger oder auch das Versäumnis der Innendachdämmung wurden kritisch hinterfragt.
Ulf Heitmann stellt mit der gründerzeitlichen „Bremer Höhe“ ebenfalls ein bereits vor Jahren fertiggestelltes Sanierungsprojekt vor. Der Vorsitzende machte deutlich, dass in Absprache mit der Denkmalpflege einiges möglich ist und verwies auf die Fotovoltaikanlagen auf dem Dach, die allerdings von der Straße aus nicht zu sehen sein durften. Dass die denkmalpflegerischen Auflagen auch ohne Mehrkosten umsetzbar waren, und dennoch energetisch verträgliche und moderne Wohnungen entstanden, verblüffte wohl einige der Zuhörer im Publikum.
Michael Viernickel (eZeit Ingenieure GmbH) zeigte am Beispiel der Villa Holländer, welche Möglichkeiten in dem Ausbau der Geothermischen Energie für die denkmalgerechte Sanierung von Altbauten bietet. Er hat verschiedene Geothermie-Systeme vorgestellt, die bereits seit Jahren möglich sind. Die Umsetzung von „kommunalen geothermischen Umweltenergienetzen als Infrastruktur für die Energiewende“ im größeren Maßstab scheitert aber bisher noch an dem politischen Willen des Berliner Senats, wie Michael Viernickel in der Diskussion betonte. Ein Vorantreiben dieser alternativen Energien sollte durch politische Entscheidungen getragen werden.
Das Pfarrhaus in Diedersdorf, vorgestellt von Janes von Moers, wurde an seiner Frontfassade überhaupt nicht verändert. Sämtliche energetische Ertüchtigung wurde im Innenbereich und auf der Rückfront umgesetzt. Es konnte auf eine Außendämmschicht komplett verzichtet werden. Dennoch konnten die gesetzten Ziele, wie die Senkung der Emissionen, die Reduzierung der Betriebskosten (durch Dämmung und den Einbau einer Erdwärmepumpe und PV-Anlage) sowie die Auflage des Denkmalschutzes (keine Veränderung des Straßen- und Ortsbildes) erreicht werden. Die Kosten für die Ertüchtigung wurden zu einem großen Teil mit Geldern der Kfw Denkmal-Förderung und eines BAFA Maßnahmenzuschusses finanziert.
Programm
18:30 Uhr: Begrüßung durch die Veranstalter
18:45 Uhr: Kurzvorträge:
Reichsforschungssiedlung Haselhorst – Dieter Nellessen (Untere Denkmalschutzbehörde Spandau)
Bremer Höhe – Ulf Heitmann (Vorstand „Bremer Höhe“ eG)
Kurze Pause
Villa Holländer – Michael Viernickel (eZeit Ingenieure GmbH)
Margaretenhaus – Janes von Moers (Klimaschutzmanager der EKBO)
Kurze Pause
19:45 Uhr: Podiumsgespräch mit Petra Kahlfeldt (Senatsbaudirektorin), Katja Kampmann (Landesdenkmalamt Berlin) und den Vortragenden
Moderation: Theresa Keilhacker (Präsidentin der Architektenkammer Berlin)
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