Führung: Das Geheime Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz
... formierenden Verwaltung des 18. Jahrhunderts und die anwachsenden Akten der Ministerien des 19. Jahrhunderts. Am 5. April statteten wir dieser Schatzkammer einen Besuch ab.
1803 wurde das „Geheime Archiv“ auf Befehl Friedrich Wilhelm I. im Schloß eingerichtet, bevor es 1914 seinen Hauptsitz in Dahlem in der Archivstraße fand. Nach Plänen des Oberbaurates Eduard Fürstenau und im Auftrag des Preußischen Fiskus entstand in den nächsten 8 Jahren ein umgangreicher Gebäudekomplex in der Archivstraße. Ins Auge fällt sofort das Verwaltungsgebäude. Der im Stil des Neubarock erschaffene, zweigeschossige Monumentalbau hat ein hohes Walmdach. Die achsensymmetrische Putzfassade trifft sich mittig in dem Portal mit der Holzkassettentür. Über dieser erhebt sich ein Dreiecksgiebel, dessen Relief den Preußenadler und die Inschrift "Preußisches Geheimes Staatsarchiv" trägt.
Vor dem Gebäude wurden wir von dem Archivar Herrn Schwarzbach abgeholt und ins ehemalige Wohngebäude der Direktoren geführt. Auf mitreißende Weise berichtete er dort über die Entstehungsgeschichte des Archivs und zeigte uns im Anschluss wichtige Gründungsdokumente der Stadt Berlin, handschriftliche königliche Ordres für die Aufbewahrung von Verträgen, darunter auch Erlasse Friedrich des Großen. Dr. Elisabeth Ziemer, Vorsitzende unseres Vereins, die die Führung begleitete, hatte vorher ein Bewerbungsschreiben des Architekten Carl Gotthard Langhans bestellt, das ebenso aufgeblättert wurde. Die Überraschung waren die beigefügten drei Zeichnungen. Im November letzten Jahres hatten wir nämlich das Tieranatomische Theater in Berlin besucht, eines der erhaltenen Bauten von Langhans. Frau Ziemer wollte sehen, ob Langhans sich nicht mit einer Entwurfszeichnung für diesen Bau beworben hatte. Und tatsächlich: die Ähnlichkeiten zwischen seinen Entwürfen und dem entstandenen Bau waren frappierend.
Durch den Garten des Grundstückes ging es anschließend in das alte Magazingebäude, wo die Archivalien gelagert werden. Dort stellte Herr Schwarzbach uns verschiede Stücke aus den in engen Reihen stehenden alten Regalen vor. Wir diskutierten darüber, warum Berlin, bzw. die Stiftung Preußischer Kulturbesitz solche originalen Schätze nicht besser aufbewahrt und ein modernes, allen heutigen Anforderungen gerecht werdendes Archivgebäude bauen kann. Zurück ging es schließlich wieder ins Verwaltungsgebäude, in den großen Forschungssaal im Obergeschoss, wo Interessierte ihre Forschung betreiben können. Zuletzt übersetzte uns Herr Schwarzbach das über der Tür des Forschungsaal geschriebene Motto: „sedulo curavi / humanas actiones / non ridere, non lugere / neque detestari, / des intelligere.“ – Spinoza/ Tractatus politicus, 1 § 4. (Ich habe darauf geachtet, nicht über menschliche Handlungen zu lachen oder zu trauern oder sie zu verabscheuen, sondern sie zu verstehen.)
Für die Veranstaltung hatten sich so viele Leute angemeldet, dass am 5. Juli eine weitere Führung verabredet wurde, deren Teilnehmerinnen und Teilnehmer genauso begeistert vom spannenden Vortrag waren, wie die der ersten Führung. Wir werden im nächsten Jahr weitere Termine anbieten, damit noch mehr Menschen die Möglichkeit bekommen, diese verborgenen Preziosen und ihre Geschichte kennenzulernen.