Führung durch die Attilahöhe
erhielt die Genossenschaft den Bundespreis für das Handwerk in der Denkmalpflege 2024.
Von der 1928-30 errichteten Wohnsiedlung "Attilahöhe" des Berliner Spar- und Bauvereins, die sich heute im Eigentum der Berliner Bau- und Wohnungsgenossenschaft von 1892 eG befinden, stehen vier der fünf Baublöcke unter Denkmalschutz. Bruno Taut und Franz Hoffmann entwarfen sowohl das städtebauliche Konzept, wie die Architektur der Blöcke. Sie befinden sich in Tempelhof zwischen der Wittekindstraße, der Tankredstraße, der Attilastraße und der Paul-Schmidt-Straße. 1930 wurden sie durch Otto Rudolf Salvisberg ergänzt. Ihre letzten Blöcke vor dem 2. Weltkrieg erstellte noch Hoffmann nach der Emigration von Taut 1936/37. Nach dem 2. Weltkrieg baute Hans Hoffmann, Architekt und Vorstandsmitglied der Berliner Bau- und Wohnungsgenossenschaft von 1892 eG, weitere drei Häuserzeilen an der Totila- und Arnulfstraße. Die gesamte Anlage ist also sehr gross, umso spannender, dass sie kaum Jemand von uns kannte.
Trotz Nieselregens war die Stimmung unter den zahlreichen Interessierten gut, denn die erste Etappe führte in das original erhaltene, trockene und warme Waschhaus. Durch die über zwei Stockwerke reichende riesige Fensterfront war das bis heute genutzte Waschhaus bestens beleuchtet und bildete mit der zweiten ebenso mit Sprossenfenstern ausgestatteten Fensterfront für den ehemaligen Kindergarten ein wesentliches Gestaltungselement für das sich über die Ecke ziehende Gebäude. Die Schwere des Blocks wird durch die Leichtigkeit der mit weißen Sprossen gestalteten Glasfront aufgehoben. Auch durch seine Rundung und die vertikal angeordneten Fensterbänder des Treppenhauses wirkt es viel weniger massiv, als es tatsächlich ist. Ebenso beleben die interessanten Baudetails wie Regenabläufe die Ansichten. Die von Bruno Taut an die Rückseite des Gebäudes gesetzten fünf, die Gebäude überragenden, gestaffelten Schornsteine aus rotem Backstein rhythmisieren auch hier die Fassade. Die Farbe spielt wie immer in dieser Zeit eine große Rolle. Auffallend ist das für die Fassaden gewählte helle Rot, das die Fensterrahmen mit einem dunklen Rot unterbrechen. Die Tour führte von der Fassade durch mit Terrakotten gestaltete Torwege in den riesigen Innenhof der Anlage. Hier waren ursprünglich für die Mieter der den Grünbereich umfassenden Bauten Mietergärten bereitgestellt, die heute nur noch gering als solche genutzt werden. Doch kann wer will sich an der Grünpflege beteiligen. Die grossen Schornsteine an der Rückfront sind wahrhaft beeindruckende Gestaltungselemente. Unsere beiden Architekten gaben mit Plänen, Grundrissen und Hinweisen auf die Baudetails einen umfassenden Überblick über die Gesamtanlage, die wir nur beispielhaft am Kopfbau und in der Grünanlage des Innenhofes begangen haben. Wir konnten aber auch noch seine innere Gestaltung erforschen, die bescheiden mit engem Treppenhaus, einfachem Geländer und Türen, aber wieder farbigen Fassungen die Strategien der 1920er Jahre wiederspiegelte: Günstig für viele Menschen Wohnraum bieten aber mit hoher gestalterischer Qualität.
Was die beiden Architekten auch noch berichten konnten, da sie selbst daran beteiligt waren, war die ausserordentlich qualitätvolle und denkmalbewusste Sanierung der in die Jahre gekommenen Blöcke. Um die originalen Farbfassungen und das dazu verwendete Material zu analysieren wurden aufwendige und mehrfache Untersuchungen vorgenommen, bis man z.B. auf die tatsächlich verwendete rötliche Farbe der Fassade kam. Auch die Farbfassungen der Fenster, der Putz, die Regenrinnen und andere Details wurden originalgetreu wiederhergestellt. Dafür erhielt die Berliner Bau- und Wohnungsgenossenschaft von 1892 eG völlig verdient den Bundespreis des Handwerks in der Denkmalpflege 2024. Eine vorbildliche Sanierung nach hervorragender Analyse und mit meisterhafter handwerklicher Arbeit.
Wir bedanken uns sehr für diesen spannenden Einblick und das Engagement der Beteiligten für dieses Denkmal der ausgehenden 1920er Jahre!
Die Führung fand statt am Donnerstag, 17. Juli von 14 -16 Uhr. Treffpunkt war die Tankredstr. 11-15, 12105 Berlin.
Für Mitglieder von Denk mal an Berlin e.V. war die Führung kostenlos, Gäste baten wir um einen Unkostenbeitrag von 15 €.
Foto Eingssituation: ©Roland Rossner/Deutsche Stiftung Denkmalschutz
Die übrigen Fotos: Mitglieder von Denk mal an Berlin e.V.