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Rückblicke & Nachrichten

Datum: 24.10.2025 10:00 - 18:00 Termin exportieren
Bezirke entdecken - Lichtenberg
Elisabeth Ziemer
/ Kategorien: Rückblick

Bezirke entdecken - Lichtenberg

Am Freitag, den 24. Oktober 2025, trafen wir uns vor dem ehemaligen Stadtbad Lichtenberg, auch Hubertusbad genannt. Der Bau entstand 1925–1928 nach Entwürfen von Gleye, Rudolf & Weis und gilt als eindrucksvolles Beispiel expressionistischer Architektur. Zur Eröffnung war das Bad eine der modernsten Anlagen Berlins. Neben Schwimmen bot das Bad Hygiene und Erholung. Nach einem Wasserschaden in den 1990er-Jahren wurde es geschlossen. 
Nach einer kurzen Einführung durch die Denkmalpflegerin Frau Bergmann betraten wir die unsanierte Männerschwimmhalle. Der Raum beeindruckte durch seine Höhe und Atmosphäre und es fielen Ausstattungsreste aus der Bau- und DDR-Zeit ins Auge, etwa Ticketautomaten oder Heizstationen. In der sanierten Frauenschwimmhalle, heute Eventlocation, wurde über das Becken ein Holzboden gelegt, dessen transparente Umrandung den Blick ins Becken freigibt. Diese Arbeiten gehörten zum ersten Bauabschnitt, der 2022 vollständig abgeschlossen wurde. Besonders eindrucksvoll war auch das Kaltwasserbecken des Saunabereichs im russisch-römischen Stil. Die in einem Innenhof aufgestellte Bronzefigur „Ruhendes Mädchen“ von Karl Trumpf ist leider bis heute verschollen. 
Das Gebäude steht im Eigentum des Landes Berlin und wird von der BIM verwaltet. Trotz der gelungenen Teilnutzungen bleibt die Zukunft des Stadtbads aber ungewiss, denn der bereits durchgeplante und mit der Denkmalpflege vollständig abgesprochene 2. Bauabschnitt kann nicht beginnen, da die Finanzierung wieder aus dem Berliner Haushalt gestrichen wurde. Das ist angesichts der ausserordentlichen Qualität des fast vollständig original erhaltenen Gebäudes zu dem auch ein Wohnhaus gehört, unverständlich zumal ein zukünftiges Nutzungskonzept fertig auf dem Tisch liegt. Hier muss das Abgeordnetenhaus unbedingt eingreifen!


Danach gingen wir zu Fuß weiter zur Koptischen Kirche am Roedeliusplatz. Sie wurde ursprünglich als evangelische Glaubenskirche von Ludwig von Tiedemann im neugotischen Stil entworfen und 1903–1906 nach seinen Plänen von Robert Leibnitz erbaut. Frau Bergmann wies auf die besondere Lage der Kirche hin: Der Chor zeigt nach Norden statt nach Osten, weil sie als Gegengewicht zum Königlichen Amtsgericht erbaut wurde.
Vor der Kirche empfingen uns die Restauratoren Herr Buch und Herr Schudrowitz. Wegen des windigen Wetters gingen wir nach einer kurzen Einführung in die Taufkapelle und anschließend betraten wir das Hauptschiff. Der Blick fiel sofort auf die Ikonostase, die den Altarraum vom Kirchenschiff trennt. Die figürlichen Malereien und die Ornamentik der Bauzeit wurden seit 2017, beginnend in der Apsis, freigelegt und restauriert. Die Restauratoren berichteten, dass die historischen Wandmalereien später übermalt wurden, Jugendstileinflüsse sind u.a. an den Emporenstützen sichtbar. 
Nach diesen Eindrücken folgte das Mittagessen im denkmalgeschützten und sorgfältig restaurierten Haus der Kiezküche, das 1894 als katholische Schule eröffnet worden war. Leckeres Mittagessen und überaus freundliche Bedienung erwarteten uns dort, danke!

Danach fuhren wir mit dem Bus weiter in Richtung Karlshorst und zum ehemaligen St. Antonius-Krankenhaus.
Mit Blick auf die Antoniusfigur an der Eingangsfront stellte uns der Denkmalpfleger Herr Ebner den Wiener Architekten Felix Angelo Pollak vor, nach dessen Plänen das Krankenhaus in den Jahren 1928–1930 errichtet wurde. Nach seiner Eröffnung galt es als modernstes Krankenhaus Berlins, errichtet in einer naturnahen Anlage im Stil der Bauhausarchitektur. Doch die Nutzung als Krankenhaus währte nicht lange: Ab Juni 1945 zog die Sowjetische Militäradministration in das Gebäude ein. Nach einer wechselvollen Geschichte und mehreren Nutzungsänderungen nahm schließlich 1991 die Katholische Hochschule für Sozialwesen ihren Lehrbetrieb hier auf.
Auch im Inneren sind zahlreiche Bauhauselemente erhalten. Bereits im Eingangsbereich machte uns Herr Ebner auf die unterschiedlich farbigen Bodenfliesen aufmerksam, die in den einzelnen Stockwerken in ähnlichem Rhythmus, aber jeweils abweichender Farbigkeit gestaltet sind. Beim Rundgang durch die Seminarräume, in denen noch Spuren des ehemaligen Krankenhausbetriebs zu erkennen sind, und in der zur Aula umgebauten ehemaligen Kapelle wurde der ursprüngliche Charakter des Gebäudes deutlich. 
Zum Abschluss unserer Tagestour fuhren wir weiter zum Theater Karlshorst. Das Theater Karlshorst wurde 1948–1949 errichtet und diente bis 1994 der sowjetischen Armee als „Haus der Offiziere“. Danach wurde es kurzzeitig als Privattheater genutzt, steht jedoch seit 2008 weitgehend leer. Auf dem Vorplatz empfing uns Frau Grampe von der Stiftung Stadtkultur. Die von der HOWOGE im Jahr 2018 gegründete Stiftung arbeitet seitdem an der Sanierung und Wiederbelebung des Gebäudekomplexes und entwickelt ein Betriebskonzept für die zukünftige Nutzung. Das Theater firmiert heute unter dem Namen KAHO – Raum für Kultur. 
Wir besichtigten Bühnenraum und Bühnenturm, dessen Höhe und Atmosphäre besonders beeindruckten, die Foyers und den Zuschauerraum von den Emporen aus. Seit Übernahme durch die Stiftung nutzen verschiedene Kooperationen und Veranstaltungen den Ort. Der Glanz vergangener Tage ist noch zu erahnen, doch noch bröckelt der Putz und bis zu einer denkmalgerechten Wiedereröffnung wird noch einige Zeit vergehen.
Wir bedanken uns bei den beiden Denkmalpflegern Frau Bergmann und Herr Ebner, aber auch bei allen anderen, die uns so engagiert und kenntnisreich durch „ihren“ Bezirk Berlin-Lichtenberg geführt haben. 

Bericht: Julia Ewald

Fotos vom Stadtbad Lichtenberg: ©Julia Ewald und Elisabeth Ziemer

Fotos der Koptischen Kirche: ©Mariia Liublianska und Elisabeth Ziemer

Fotos von der Kath. Hochschule für Sozialwesen: ©Elisabeth Ziemer

Foto vom Theater Karlshorst: ©Julia Ewald

 

Wann: Freitag, 24. Oktober 2025, 10-18 Uhr

Wo: Treffpunkt Hubertusbad, Hubertusstraße 47, 10365 Berlin.  Anreise mit dem ÖPNV über U-Bhf Magdalenenstraße (600m) oder S+U-Bhf. Lichtenberg/Siegfriedstraße (500m)

Kosten: Für Mitglieder 70 €, für Gäste 90 €

 

 

 

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