Führung durch das Tieranatomischen Theater
Sie lud uns ein, sie zu besuchen und wir folgten ihrer Einladung sehr gern am Freitag, dem 17. November 2023.
Das Tieranatomische Theater ist auf dem Charité-Gelände in Berlin Mitte zu finden. Es ist das älteste erhaltene akademische Lehrgebäude Berlins. Früher wurden in Hörsaal Tiere - vor allem Pferde - seziert, heute dient das Gebäude als Ausstellungsraum und Bühne für experimentelle Darstellungsformen.
Auf einer Idee König Friedrich II. beruhend, liess sein Nachfolger Friedrich Wilhelm II. in den Jahren 1789-1790 eine Tierarzneischule im Zusammenhang mit einem Hörsaal zur Ausbildung von Tierärzten und der Verbesserung der Pflege der von der Armee benötigten Kavalleriepferde erbauen. Pläne für das Gebäude lieferte Carl Gotthard Langhans. Langhans liess sich dabei von antiken Vorbildern wie Rundtempeln und Palladios Renaissancebau, der Villa Rotonda in der Nähe von Vicenza inspirieren. Für die Kuppel wurde erstmals eine Bohlenbinderkonstruktion verwendet, wie sie in Frankreich erfunden und von Langhans in England studiert worden war, um aufwendige Dachkonstruktionen zu vermeiden und damit Holz einzusparen. Der Hauptraum im Inneren besteht aus einem gestuften Hörsaal, der durch eine Öffnung in der Kuppel erhellt wird. Die Kuppelwände sind mit Malereien von Christian Bernhard Rode versehen, die Hirten und Tiere darstellen. In der Mitte des Hörsaals befand sich ein Seziertisch, der von dem darunterliegenden Raum mechanisch nach oben gefahren werden konnte und das Untersuchungsobjekt für alle Studenten im Auditorium sichtbar machte. Dieser Tisch und seine Mechanik wurde leider entfernt. Am 1. Juli 1790 begann der Lehrbetrieb. Aufgrund fehlenden Platzes wurde der Bau 1874 um den „Gerlach-Bau“ erweitert. Benannt wurde dieser nach dem damaligen Direktor der Tierarzneischule Andreas Christian Gerlach. Seit 1949 ist das Tieranatomische Theater Teil der Humboldt Universität.
Zwischen 2005 und 2012 wurde das Gebäude unter der Leitung der ‚Müller Reimann Architekten‘ umfassend saniert und restauriert. Seit 2012 nutzt das Hermann von Helmholtz-Zentrum das Gebäude für Ausstellungen, Konzerte und Installationen.
Wir hatten die Möglichkeit uns das außergewöhnliche Gebäude einmal von innen anzusehen. Die Gäste nahmen auf den Sitzbänken des Auditoriums Platz, während Frau Willisch und Frau Dr. Ziemer über die Geschichte des Gebäudes, den europäischen Ausbildungsweg von Carl Gotthard Langhans in Italien, Frankreich und England und seine im Tieranatomischen Theater umgesetzten Reise- und Studienerfahrungen berichteten. Besonders die rekonstruierten Malereien und der Aufbau des Raumes mit seinen verzierten Brüstungen wurden bewundert und fotografiert.