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Nachrichten & Rückblicke

Datum: 25.01.2024 18:00 Termin exportieren
Denk mal an Berlin
/ Kategorien: Rückblick

Intelligenz im Osten - Buchvorstellung

Am Abend des 25. Januar stellte unser Mitglied Bettina Asmus ihr Buch "Die Intelligenzsiedlungen in Ost-Berlin 1949-1961" mit ihren sowohl die Häuser wie die Bewohner*innen betrachtenden, spannenden Forschungen vor. Dabei ging es um drei Siedlungen, die auf Anregung der sowjetischen Militäradministration in Köpenick und Pankow sofort nach Gründung der DDR für die „schaffende Intelligenz“ erbaut wurden.

Bettina Asmus und ihr inzwischen verstorbener Mann waren in vielen Archiven fündig geworden, wie dem Bundesarchiv oder dem Stasi-Unterlagen-Archiv, hatten aber auch noch in den Siedlungen wohnende Zeitzeugen befragt und sie vor Ort erforscht. Ihre gewonnenen Erkenntnisse gaben überraschende Einblicke in Politik und Entscheidungen des Politbüros der SED, aber auch in Bewohnerstruktur, deren politische Ausrichtung vor dem Krieg, in die Unterschiede von West- und Ost-Exilant*innen und die Frage, welche gemeinsamen Aktivitäten oder Interessen die dort Wohnenden wohl verbunden haben mögen. Um es gleich vorweg zu nehmen: gemeinsame Aktivitäten waren nicht herauszufinden, wohl aber trafen sich viele in kleinen Kreisen, die sich nach dem gemeinsamen Exilland richteten.

Hanns Hopp (1890-1971), der von Hans Scharoun als Architekt an das Berliner Institut für Bauwesen der Akademie der Wissenschaften berufen wurde und für zwei Blöcke an der Frankfurter Allee verantwortlich zeichnete, entwarf für die Siedlungen vier Haustypen, die im Einzelfall noch individuell nach Beruf der dort Einziehenden ergänzt werden konnten.

Zielsetzung des in den Aufbaujahren der DDR erfolgten Angebots von 93 Einfamilienhäusern mit Gärten an ausgesucht schön gelegenen landschaftlichen Plätzen war das Zurückhalten von Naturwissenschaftlern, Intellektuellen und Kübstler*innen von der Abwanderung gen Westen. Hochinteressant ist, dass die beiden Autoren dabei nicht nur 87 Haushalte identifizieren konnten, die hier lebten, sondern auch nach ihrer Parteizugehörigkeit, ihrem Aufenthalt vor 1945, ihren Berufen und ihrem gesellschaftlichen Leben in den Siedlungen fragten.

Erstaunliches kam dabei zutage: So hatten eine Vielzahl der Erstmieter der NSDAP angehört und nur wenige waren Rückkehrer aus dem sowjetischen Exil. Viele dagegen waren Westemigranten, wie Stefan Heym, der 1953 ein Haus beziehen konnte, wie der Maler Max Lingner, der aus Paris oder die Publizistin Irmgard Litten, die aus London zurückkehrte. Sie hatte jahrelang vergebens für die Freilassung ihres Sohnes Hans Litten gekämpft, der als Rechtsanwalt 1931 Hitler in den Zeugenstand hatte rufen lassen und dort die NSDAP als Partei demaskiert hatte, die die Weimarer Republik zerstören wollte. Das hatte 1933 zu seiner sofortigen Verhaftung und Folterung in verschiedenen KZ´s geführt. Er starb 1938 in Dachau.

Dass diese mit so unterschiedlichen Erfahrungen befrachteten Menschen in den Siedlungen eine Gemeinschaft bilden sollten, ist kaum nachvollziehbar. In der Diskussion wurde auch hiernach gefragt und der Rolle der Staatssicherheit in der Überwachung der Siedlungen. Die Heyms wurden z.B. von ihren Nachbarn für die Stasi bespitzelt, was die Witwe von Heym gern kommentierte, daß diese wohl mehr Angst vor ihnen gehabt hätten, als umgekehrt.

Nach dem Vortrag gab es eine lebhafte Debatte, die bei Wein und Knabberzeug zusammen mit der herzlich bedankten Autorin in vielen Gesprächen vertieft wurde.

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