Intelligenz im Osten - Buchvorstellung
Zusammen mit ihrem leider verstorbenen Mann Hans-Joachim Asmus hat unser Mitglied die innerhalb von drei Jahren 1950-52 in Pankow und Köpenick gebauten Siedlungen erforscht und die Ergebnisse publiziert. Die dabei im Bundesarchiv, in den Unterlagen der Staatssicherheit, bei der Befragung von Zeitzeugen und vor Ort gewonnenen Erkenntnisse geben überraschende Einblicke in die Entscheidungen des Politbüros der SED.
Hanns Hopp (1890-1971), der von Hans Scharoun als Architekt an das Berliner Institut für Bauwesen der Akademie der Wissenschaften berufen wurde und für zwei Blöcke an der Frankfurter Allee verantwortlich zeichnete, entwarf für die Siedlungen vier Haustypen, die im Einzelfall noch individuell nach Beruf der dort Einziehenden ergänzt werden konnten.
Zielsetzung des in den Aufbaujahren der DDR erfolgten Angebots von 93 Einfamilienhäusern mit Gärten an ausgesucht schön gelegenen landschaftlichen Plätzen war das Zurückhalten von Naturwissenschaftlern und Intellektuellen von der Abwanderung gen Westen. Hochinteressant ist, dass die beiden Autoren dabei nicht nur 87 Personen identifizieren konnten, die hier lebten, sondern auch nach ihrer Parteizugehörigkeit, ihrem Aufenthalt vor 1945, ihren Berufen und ihrem gesellschaftlichen Leben in den Siedlungen fragten.
Erstaunliches kam dabei zutage: So hatten eine Vielzahl der Erstmieter der NSDAP angehört und nur wenige waren Rückkehrer aus dem sowjetischen Exil. Viele dagegen waren Westemigranten, wie Stefan Heym, der 1953 ein Haus beziehen konnte, wie der Maler Max Lingner, der aus Paris oder die Publizistin Irmgard Litten, die aus London zurückkehrte. Sie hatte jahrelang vergebens für die Freilassung ihres Sohnes Hans Litten gekämpft, der als Rechtsanwalt 1931 Hitler in den Zeugenstand hatte rufen lassen und dort die NSDAP als Partei demaskiert hatte, die die Weimarer Republik zerstören wollte. Das hatte 1933 zu seiner sofortigen Verhaftung und Folterung in verschiedenen KZ´s geführt. Er starb 1938 in Dachau.
Dass diese mit so unterschiedlichen Erfahrungen befrachteten Menschen in den Siedlungen eine Gemeinschaft bilden sollten, ist kaum nachvollziehbar. Bettina und Hans-Joachim Asmus sind aber auch diesen Fragen und der Rolle der Staatssicherheit in der Überwachung der Siedlungen nachgegangen.
Ein spannender Vortrag und eine ebenso spannende Diskussion über ihr Buch: "Die Intelligenzsiedlungen in Ost-Berlin 1949-1961", das gerade neu aufgelegt wird, sind also garantiert.
Wann? Donnerstag, 25. Januar 2024 um 18 Uhr
Wo? Denk mal an Berlin, Kantstraße 106, 10627 Berlin
Bitte melden Sie sich unter Tel. 030-45 08 77 17 oder über mail@denk-mal-an-berlin.de an.