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Nachrichten & Rückblicke

Datum: 03.06.2025 19:00 - 21:30 Termin exportieren
Elisabeth Ziemer
/ Kategorien: Rückblick

Die Villen- und Landhauskolonie Neubabelsberg

Ein Vortrag von Denkmalpfleger und Autor Dipl. Ing. Architekt Jörg Limberg

Jörg Limberg, der 31 Jahre lang als Denkmalpfleger den Bereich Potsdam betreute, ist ein ausgezeichneter Kenner der Stadt und seiner ab 1871 geplanten Villen- und Landhauskolonie. Er hat inzwischen mehrere Bücher und Aufsätze über seine Forschungen veröffentlicht, zuletzt 2022 den Band Neubabelsberg. Geschichte und Architektur einer Potsdamer Villenkolonie. Dieser Band war innerhalb kürzester Zeit vergriffen, weswegen er an einer zweiten Auflage arbeitet. Wer sich dafür interessiert - das Buch ist ein Standardwerk! - möge sich gern bei uns melden. Wir geben das Interesse gern weiter an Herrn Limberg. Der fulminante Band kostet 78,00 €.

Jörg Limberg folgte mit vielen historischen Plänen, Ansichten und Fotos der Entwicklung von Neubabelsberg und gab dabei immer wieder in Einsicht in seine Forschungsarbeit, deren Ergebnisse auch auf manchen Gesprächen mit von ihm aufgesprürten Altbesitzerinnen und -besitzern beruhen.

Die ab 1871 geplante, von einem Architekten-Konsortium vorbereitete Kolonie war für das Berliner Grossbürgertum eine reizvolle Gelegenheit, sich nahe der Großstadt in einer abwechslungsreichen Landschaft zwischen Babelsberger Park und Griebnitzsee anzusiedeln. Die Auftraggeber wie ihre Architekten waren prominente Mitglieder der Berliner Gesellschaft wie Prof. Friedrich Sarre, der Direktor der Islamischen Abteilung am Berliner Museum. Er liess wohl in seiner Villa auch Ersatzziegel verbauen, die in der kaiserlichen Keramik-Manufaktur Cadinen für die Prozessionsstrasse von Babylon im Pergamon-Museum hergestellt wurden. Es gab aber auch Bauherrinnen wie Maria Elisabeth (Elise) Wentzel, die Frau des am engsten mit Stüler zusammenarbeitenden Architekten Hermann Wentzel, der viele der Ideen Stülers auf das Zeichenblatt brachte ("Stülers Bleistift") und nach dessen Ideen er auch die Kirche St. Matthäus auf dem Kulturforum ausführte. Prof. Sarre war ihr Neffe. Elise Wentzel kaufte gleich mehrere Grundstücke in Babelsberg, die sie bebauen liess. Sie stiftete der Königlichen Akademie der Wissenschaften für Forschungszwecke aus dem Erbe, das sie von ihrem Vater erhielt, einen Millionenbetrag. Auf Betreiben Mommsens wurde sie zum Ehrenmitglied ernannt.

Wer uns zu unserer Überraschung auch begegnete, war der Theaterkritiker und -besitzer Oskar Blumenthal, der in der Kaiserallee, heute Bundesallee seine Stadtwohnung hatte, aber offenbar auch die Sommerfrische in Neubabelsberg geniessen wollte. Oskar Blumenthals Grab hatten wir 2021/22 auf dem Jüdischen Friedhof in Weissensee saniert.

Diese drei Personen zeigen nur schlaglichtartig die vielfältigen Verbindungen in die Berliner Gesellschaft, die die Geschichte der rund 70 denkmalgeschützten Bauten in Neubabelsberg ausmachen. Herr Limberg machte die Vernetzung dieser für die industrielle und kulturelle Entwicklung Berlins so wichtigen Familien anhand eines Berliner Stadtplans deutlich: Er markierte mit Punkten die Berliner Wohnadressen der Bankiers, Industriellen, Künstler, Verwaltungsbeamte etc., die sich in Neubabelsberg ansiedelten. Zunächst in schlichten Sommerhäusern, später in ganzjährig genutzten grossen Villenanlagen. Der Plan war voll mit Punkten! Auch die beschäftigten Architekten bilden noch heute die Crème de la Crème der Baugeschichte - Mies van der Rohe (mit seinem erstern Bau!), Alfred Grenander, Bruno Möhring, Peter Behrens, Hermann Muthesius, Walter Gropius, Adolf Meyer, Le Corbusier, Heinrich Joseph Kayser, Karl von Großheim bauten auf den von Hermann Encke und Wilhelm Böckmann entwickelten Parzellen mit ihren grossen Parks, die entweder ebenfalls von den Architekten im Stil der Zeit entworfen oder in Zusammenarbeit z.B. mit dem prominenten Gartenbaubetrieb von Ludwig Späth entwickelt wurden.

Die Fülle von Informationen über die Baugeschichte, die Eigentümer und Eigentümerinnen, die Architekten, das Nachleben der Häuser während der NS-Zeit (viele der jüdischen Familien flohen oder wurden umgebracht, keine kam zurück!) und des Sozialismus machten Lust, sich nun die Villen vor Ort anzusehen. Das bietet Denk mal an Berlin e.V. bei einem Rundgang mit Jörg Limberg am 11. Juli um 15 Uhr an.

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Zum Rundgang in Neubabelsberg laden wir zusammen mit Jörg Limberg ein:

Zeit: Freitag, 11. Juli 2025, 15 Uhr

Treffpunkt: S-Bahnhof Griebnitzsee

Kosten: 15 €.

Bitte anmelden unter: mail@denk-mal-an-berlin.de oder Tel.: 030/45 08 77 17.

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Foto oben: Udo Unkelbach, Villa Wentzel-Heckmann, 1901 von Kayser und v. Großheim, Virchowstr. 25

Foto unten: Karstenknuth, Villa von Carl-Dietrich Müller-Grote (Truman-Villa), 1891/92 von Kayser und v. Großheim, Karl-Marx-Str. 2

Fotos der Veranstaltung: Dr. Ernst Siebel

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