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Denk mal an Berlin
/ Kategorien: Rückblick

Tagesexkursion in die Ostprignitz-Ruppin, mit Dr. Klaus-Henning von Krosigk

Die Busexkursion führte uns in die Orte Radensleben, Rheinsberg und Garz. In Radensleben besuchten wir den Familiensitz des ersten preußischen Denkmalpflegers Ferdinand von Quast (1807–1877), der Namensgeber ist für die auch uns verliehene Auszeichnung des Landesdenkmalamtes. Im Schloss Rheinsberg erfuhren wir mehr über die vielschichtige Geschichte des Schlosses. Unseren letzten Halt machten wir schließlich in Garz und bestaunten einen von Peter Joseph Lenné (1789 -1866) erschaffenen und wiedererstandenen Landschaftspark.

Besonders prägend für die Entfaltung der heutigen Schönheit von Radensleben war Alexander Ferdinand von Quast. Wir besuchten dort die evangelische Dorfkirche, sowie das nahegelegene Herrenhaus mit anliegendem Gutspark. In den Jahren 1865 bis 1870 entwickelte von Quast ein Konzept zur Neufassung der Kirche, welches in den Folgejahren verwirklicht wurde. Neben einem neuen Pult, einer Kanzel und einer Altarmensa im Stil der italienischen Renaissance, erhielt sie die Nachempfindung eines Radkronleuchters des 11. Jahrhunderts aus dem Hildesheimer Dom. Der Höhepunkt der Neuerungen bestand aus einer Vorhangsmalerei, welche sich über den gesamten Sockelbereich der Kirche zieht und den Innenraum zu einer Einheit verschmelzen lässt. In den Jahren 2018 bis 2022 fanden umfangreiche und denkmalgerechte Sanierungen in der Kirche statt, die uns dankenswerterweise von Restaurator Marek Fiedorowicz erläutert wurden.

Das Herrenhaus und der Gutspark wurden ab 1833 umgestaltet. Die Planung des Gartens fiel dem Landschaftsarchitekten Peter Joseph Lenné zu. Verwirklicht wurden dessen Entwürfe von Gottlob Theodor Breier. Durch einen Teich separiert sich der Garten in zwei Abschnitte. Der vordere Teil, direkt am Herrenhaus, ist der sogenannte Pleasure Ground. Dieser zeichnet sich durch eine sorgfältige Gestaltung im Stil des Barock aus. Es gibt formal angelegte Beete, einen Brunnen im Zentrum und gerade gestaltete Gräben und Wege. Der hintere Teil des Parks folgt mit seinen Baumgruppen und gewundenen Wegen der englischen Landschaftsidee.

Weiter ging es nach Rheinsberg. Das Schloss in Rheinsberg entstand aus einer Wasserburg. Über die Familien von Plotho, von Breckow und von Lochow gelangte das Schloss in den Besitz Friedrich Wilhelm I. (1688-1740). Dieser überließ es seinem Sohn, dem Kronprinzen Friedrich (1712–1786). Im Jahr 1736 bezog dieser mit seiner Frau das Schloss und in den Folgejahren fanden unter den Baumeistern Johann Gottfried Kemmeter ( ? -1748) und Georg Wenzeslaus von Knobelsdorff (1699-1753) umfangreiche Umbauarbeiten statt. Nach seiner Krönung zog Friedrich aus und schenkte das Schloss seinem Bruder Heinrich (1726–1802), der bis zu seinem Tod dort mit seiner Frau lebte. Mit wenigen Ausnahmen gestaltete er Schloß und Park in Zusammenarbeit mit Georg Friedrich von Boumann (1737 -1812) und Carl Gotthard Langhans (1732-1808) um. Interessant war, daß er im Park sowohl seiner Meinung nach von Friedrich zuwenig geschätzte Generäle als auch dem gemeinsamen Bruder August Wilhelm ein Denkmal setzte. Heinrich war unbestritten der fähigste General der preußischen Armee. Nach seinem Tod 1802 wurde das Schloss in der Familie der Hohenzollern weitergereicht, aber selten genutzt. In der DDR wurde eine Diabetikerklinik in dem Gebäude untergebracht. Nach der Auflösung des Senatoriums 1991 wurde mit den denkmalpflegerischen Sanierungsarbeiten begonnen, um das Schloss und den Garten in seiner exquisiten Schönheit erstrahlen zu lassen. Das Schloß ist öffentlich als Museum zugänglich.

Unseren letzten Halt machen wir in Garz, um André Schmitz-Schwarzkopf, ehemaligem Chef der Senatskanzlei und Kulturstaatssekretär von Berlin, einen Besuch abzustatten. Beim Betreten des Grundstückes fällt einem sofort der aus dem Spätmittelalter stammende mächtige Wohnturm auf. Durch das aus dem 17. Jahrhundert stammende Herrenhaus gelangt man zu einer Terrasse, von der man einen wunderbaren Blick auf den weitläufigen Garten gewinnt. Im 19. Jahrhundert befand sich der Park im Besitz der von Quast-Brüder Hermann und Albert, die verschiedene Um- und Ausbauten im Park durchführen ließen. Der klassische Landschaftsgarten wurde stark durch den Gartenarchitekten Lenné geprägt. Bei der Bodenreform nach dem 2. Weltkrieg wurde im Zentrum des Parks ein großer Sportplatz angelegt. Auf dem restlichen, ungenutzten Gelände breitete sich Wildwuchs aus, die Waldwege verschwanden, der Teich verschlammte. Nach der Wende gelangte das Grundstück in Privatbesitz, es begann eine denkmalpflegerische Grundinstandsetzung. 1993 wurde der Park unter Denkmalschutz gestellt, 2001 übernahm Herr Schmitz Haus und Park und bezog bei der Gartengestaltung Herrn von Krosigk ein. Ähnlich wie bei anderen Lenné-Gärten gibt es den vor der Terrasse gelegenen Pleasure Ground mit Blumenbeeten und Schmucksträuchern. Über den Teich hinaus öffnet sich der Garten zu einem landschaftlichen, waldähnlichen Park. Im Laufe der Jahre kamen ein Heckengarten, gefolgt von einem Nasch- und Wassergarten als weitere Bestandteile der schönen Anlage hinzu.

Wir danken allen - Gastgebern und engagierten Führern - für die überaus freundliche Aufnahme und bewundern ihr unermüdliches, zeit- und kostenaufwendiges Engagement, fast verlorene Bauwerke und Parks wieder instand zu setzen und so beeindruckende Zeugnisse der Geschichte wieder erlebbar zu machen.

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